Blog von Walter Lackermayr & dem Forum der WuidnBuam (und Madln natürlich auch)




Mittwoch, 4. August 2010

Ortler Hintergrat

 Alles nur Eis und Dreck und Stoana...
Letzte Woche auf der Franz Senn Hütte fanden sich zur Hochtourenausbildung ein paar wirklich nette und auch gute Leute zusammen, und so ging sich's aus an diesem Wochenende etwas gemeinsam zu unternehmen. Wetter- und Zeitplan verschlugen uns an den Ortler.
Mit dabei auch Flori aus unserem Forum.
Nach kurzem Hüttenzustieg zur Hintergrathütte haben wir die Königspitze vor Augen...
...und bald ein gscheites Mittagesse im Bauch. Mahlzeit!

Danach bleibt bis zum Abendessen noch genug Zeit zum Relaxen


Anderntags um halb fünf sind wir startklar
Noch im Dämmerlicht geht es hinauf zum oberen Knott.

Über das Firnfeld des oberen Knotts geht's zum ersten Grataufschwung

Bald kommt die Sonne raus und die erste Kletterstelle, gleich die Schlüsselstelle der Tour, was ob der mehr oder weniger souveränen Kletter- und Sicherungskunst der nicht unbedeutenden Anzahl von Ortleraspiranten zu einiger Wartezeit führt.




 
Danach lösen sich die Stauungen wieder auf, es geht so dahin, ned schwer, immer schön und luftig.

Bis zum kurzen Firnteil, der sich diesmal harmlos und gutmütig zeigt. Vorsicht ist dennoch geboten, unterm Schnee ist's blank. Seilschaftstürtze führen hier eher zu irreversiblen Mehrfachmortationen.


Nochmals ein kurzer Aufschwung mit anregender Kletterei, zunächst II-III, dann nochmals ein paar Meter III+



Tiefblick auf den Grat...
...vorne ist Oben!

Übers Ortlerplatt führt die Autobahn hinunter

Nochmal zurückgeschaut zum "Kini"...
...nach vorn geschaut der Weg zur Payerhütte.
Eine kurzweilige Blankeispassage führt bei manchen zu Entsetzen und wildesten Abseilmanövern, oder gibt einfach etwas Würze gegen die Abstiegslangeweile.
Nicht geglaubt mit den wilden Manövern?
Am Tabarettkopf noch nie gesehene polnische Sicherungs- und Abseilmanöver mit 6mm Hanfschnur (nicht gestellt)

Auf dem Weg erhaschen wir noch einen Blick in die derzeit recht unbekleidete Nordwand, auch irgendwie sexy, so blank und unverhüllt. Wär mal was für dicke Wadl, so ohne den so gepriesenen "Trittfirn"...
Und scho hammas wieder: Payerhütte, Schluß für heute. Flori gibt einen auf seinen bisher höchsten Gipfel aus. Und noch einen... Keine Bilder davon!
Am nächsten Morgen, nicht ganz so frisch, aber sehr gut drauf, während schon die Kartoffeln für die Mittagsgäste abdampfen,....
...machen wir uns auf den Weg zur Tabarettahütte.
Noch hinüber zum Langensteinlift und knieschonend obigschwebt.
An der Suldener Kirche schließt sich der Kreis. Wiedermal.
Alles nur Dreck und Eis und Stoana. Immer wieder. Und doch haben wir unsere Leben wieder angefüllt mit einem wunderbaren Abenteuer im Gebirge - und noch mehr.


Facts Hintergrat:
Kombinierte Hochtour AD, Fels bis IV, Eis bis 40°

Talort: Sulden

Hütte: Hintergrathütte 2.661 m, Tel. 0039 0473 613188, Reservierung anzuraten
Von Sulden mit dem Langensteinlift hinauf (Letzte Fahrt 17.30, Mittagspause 12.20-13.30h) und in gut einer Stunde auf merkiertem Wanderweg zur Hütte.

Tourenbeschreibung Hintergrat:
Wecken auf der Hütte für Hintergrat 3.30h
Von der Hütte auf ausgetretenem Pfad entlang des Moränenrückens bis an die ersten Felsen. Rechtshaltend über leichten Fels hinauf in ein Schutt bzw Firnkar. Dieses hinauf, dann rechts eine steinschlaggefährdete Rinne nach rechts queren und über ´die rechte Seitenbegrenzung hinauf zum Grat. Links unterhalb des Grates auf guten Steigspuren das Ende der unten erwähnten Rinne queren und bald wieder nach rechts auf das obere Knott. Hier betritt man den eigentlichen Hintergrat. Auf dem leicht gangbaren Grat zum Firnfeld des oberen Knott und über dieses hinauf. Weiter über4 leichten Fels auf guten Trittspuren bis unter den ersten Aufschwung. Nun nicht den felsigen Aufschwung hinauf sondern links vorbeo zum Beginn einer abwärts führenden Rampe (BH). Die Rampe hinunter (bei Vereisung heikel) zu einem waagrechten Band (BH). Auf dem band wenige Meter um zum Fuß des so umgangenen, überhängend abbrechenden Turmes. Wenige Meter weiter zum nächsten Aufschwung (BH). Eine abdrängende Rißverschneidung hinauf (6 mtr IV, 3 H, 1 Drahtschlinge), dann leichter 10 mtr zu einem weiteren Riß (7 mtr III) auf den nächsten Turm (Stand an Köpfelschlinge, insgesamt 30 mtr).
In leichter Kletterei dem Gratverlauf folgen bis zum kurzen Firnfeld (40°, bei Vereisung heikel), dieses hinuaf an den beginn des nächsten felsigen Aufschwunges.
30 mtr in schöner Kletterei (II-III) hinauf auf einen Absatz. Von diesem linkshalten unter eine Verschneidung (1H) und diese entweder von links her (III) oder direkt etwas überhängend (VI) hinauf (1H) und links auf den Kopf des Turmes.
Ein kurzer Firngrat leitet zu den letzten , Die von links nach recht direkt zum Gipfelkreuz leiten.
Kletterzeiten:
Zum oberen Knott 2-3h
Zum beginn der Kletterei 0,5-1h
Kletterei (270 Hm) 2-3h
Insgesamt 4,5 - 7h, je nach Staulage

Abstieg:
Über das Ortlerplatt zunächst nach Süden, dann in weitem Rechtsbogen nach Westen (Beginn der Spalten) zur Biwakschachtel. Noch vor der Biwakschachtel ein oft Blanke Falnke hinunter, danach wieder im Rechtsbogen zurück zum Grat der zur Payerhüttte führt (Spalten).
Dem Grat folgen zu Ketten und diese hinunter (hier oft Stau). Dem Grat folgen, links einen Turm absteigen (hier leiten Steigspuren zu tief!) und rechts eine rinne hinab in die nächste Scharte. Kurzer Gegenanstieg und Payerhütte hinüber.
zeit vom Gipfel 2-3h plus Stau (nicht selten mehrere Stunden!)

Von der Payerhütte westlich weiter den Grat hinab bis sich der Weg (bezeichnet, "Sulden") wieder nach rechts wendet und durch die Nordflanke (bei Betrieb steinschlaggefahr) wieder ostwärts zu Tabarettahütte führt. Auf bezeichnetem wanderweg weiter unter der Nordwand hindurch zum Langesteinlift hinüber.
Payerhütte-Langensteinlift 2-2,5h, oder an der Moräne der N-wand gleich nach Sulden absteigen, falls der letzte Lift droht weg zu sein. Von der Weggabelung zum Lift 20-30 Minuten einplanen, also nach 17.00 wirds eng.


1 Kommentar:

Michael Meier hat gesagt…

Servus!

Super Bericht zu dieser fantastischen Tour!

Ich bin per Google darauf gestossen, weil ich diese Woche genau die gleiche Bergfahrt gamacht habe und immer noch in Eindrücken schwelge :-)...

Ganz tolle Fotos habt Ihr da gemacht und die Route auch sehr gut beschrieben! Die Fotos der polnischen Abseilaktion find ich erschreckend und "schmunzelerregend" zugleich... Lustige osteuropäische Seilmanöver hab ich hin und wieder auch schon gesehen. Z.B. am Glocknerleitl im Dreierseilschaftsverband quer über den Weg der anderen gekreuzt usw... Einfach der Hammer, was man immer wieder so erlebt.

*Daumen hoch* für Euren amüsanten und gleichzeitig sehr informativen Tourenbericht!

Viele Grüße
Michel