Nach Glaspalast und Excalibur stand uns der Sinn nach etwas Steilerem. Yellow Submarine war die letzten Tage mehrfach begangen und entsprechend eingepickelt. Rechts vom Excalibur zieht noch eine Linie mit schöner Säule nach oben, das Hardcore.
Berni und ich sind uns einig: Eingepickelte Fünfer gibts zu Hauf, das Hardcore muß her. Keine Spur zum Einstig. Nix mit Hooks, ha?
Also wieder um sieben aufstehen, zum Frühstücken hab ich keine rechte Lust, mir liegen noch die zwei Flaschen Merlot von gestern im Bauch. Wenigstens die Stimmung draußen passt.
Etwas Wühlerei bringt uns vom Excalibur hinunter und hinüber zum Hardcore. Aus der Nähe betrachtet ist's beeindruckend.
Berni tastet sich die erste Länge hinauf bis unter den Beginn der Schwierigkeiten.
Während ich nachkomme schaue ich schon mal nach einer Linie durch den Gemüsegarten über uns.
Ich schlängle mich zwischen Artischockenblättern, Riesenpilzen und allerlei gläsernem Unkraut nach oben zur Säule.
Ok, nu is Schluß mit dem Vorgeplänkel: Bisher war's nur bissal heikel, jetzt wird's auch noch grantig. Erstmal rum um das Ding,
und dann tunnelartig auf Schwammerln an der Säule hinauf.
Und schwupps, weg bin ich. Total abgefahren!
Nach 40 Metern gehört das Ding mir, und Berni freut sich ein drittes Bein über diese abgefahrene Kletterei!
Für ihn gibts jetzt 60 geniale Eismeter moderater Schwierigkeit.
Oben raus wechselt sich Stapferei mit kurzen Aufschwüngen gegen die Langeweile ab.
Noch eine lange Länge für Berni bringt uns zum Ausstieg.
Nach 250 Metern liegt Hardcore unter uns. Noch schnell ausgebunden, das Seil auf den Rücken und die Rinne hinaufgestapft. Gerade als ich den ersten Schrit mache löst sich mit dumpfem Gedröhn die Schneedecke um mich herum, gerade mal zwei Quadratmeter groß setzt sich die Fläche mit mir in Bewegung und drückt mir auf die Oberschenkel, mitten durchs Gestrüpp. Ich bekomme einen Ast zu fassen, schon ist's wieder vorbei. Ein blödes Gefühl, beinahe mit so einem kleinen Brett wieder zum Einstieg abzutauchen. Etwas vorsichtiger suchen wir uns einen Weg durchs Gemüse hinüber zu den Ausstiegsspuren vom Excalibur, wohlgemerkt bei LWWS 1.
Zurück bei unseren Sachen: Und wieder haben wir unsere Leben angefüllt mit einem wunderbaren Abenteuer im Gebirge.
Bis zum nächsten Tag stiegen die Temperaturen auf +7°. Das war's dann erstmal wieder. Schade. Doch die Vorfreude bleibt.
Facts: Hardcore WI 6, 250 mtr (Gasteinertal, Ortbergfälle)
Anfahrt/Zustieg: Durch's Gasteinertal nach Böckstein und weiter die mautpflichtige Strasse Richtung Sportgastein. Nach dem ersten Tunnel rechts parken. Vom Auto durch den Wald hinunter auf den Naßfelder Weg, über die Brücke und gleich danach rechts den Rücken hinauf und eben zum Einstieg von Excalibur queren. Rechts die Rinne hinunter und wieder ein Stück zum Hardcore aufsteigen. Ca. 35 Minuten. Der Fall ist gut von der Straße zu sehen, allerdings nicht ob die Säule fußt oder nicht....
So haben wir den Fall geklettert:
- 1. SL WI 3 und 4, Stand am rechten Rand, 55 Mtr
- 2. SL WI 6 filigran über Artischockenblätter etwas überhängend zu Stand rechts unter der freihängenden Säule, 20 Mtr
- 3. SL WI 6, um die Säule, auf Schwammerln am freihängenden linken Zapfen hinauf und links über die solide Säule hinauf, 40 mtr
- 4. SL WI 3/4, 60 mtr
- 5. SL WI 1 und 3+, 60 mtr
- 6. SL WI 3, 1 und 4, 60 mtr
Topo/Führer: Panico Eiskletterführer Salzburger Land, Seite 202