Blog von Walter Lackermayr & dem Forum der WuidnBuam (und Madln natürlich auch)




Samstag, 30. August 2008

Biancograt

Berühmte Himmelsleiter mit abruptem Ende

Wohl der berühmteste Gratanstieg der Alpen: Der Biacograt auf den Piz Bianco und weiter auf den Piz Bernina.
Alle Kochen mit Wasser, oder in diesem Fall: Auch die berühmteste Tour unserer Alpen beginnt wie jede unbekannte und unbedeutenmde Hinterhoftour auf irgendeinen Wald- und Wiesenhügel auf einem Parkplatz.
Allerdings liegt dieser Parkplatz in der schönen Schweiz, und weil in der Schweiz noch nie irgendetwas billig war kostet's parken für die zwei Tage auch richtig Kohle:
Dafür gibt's auch gleich vom Parkplatz weg ein echt kitschiges Aufstiegspanorama während wir recht flach das schöne Tal zum Hotel Rosegg hineinwandern, und zwar ganze sechs Kilometer lang
Das Hotel Rosegg, bis hierher hätte man auch den öffentlichen Bus (Pferdekutsche) nehmen können. Ist gleich schnell, kostet 16 Franken plus nochmal 4 Franken pro Rucksack. Da lauf ich billiger. Spätestens ab hier müssen auch die Reichen uns Schönen auf ihren eigenen Hufen weiter...
...bald taucht der Piz Rosegg auf, über dessen Nordwand Heini Holzer beim Versuch einer Schibefahrung abstürtzte, beobachtet vom Wirt der Tschiervahütte, die gegenüber liegt.
Früher war die Tschierva Hütte gefürchtet wegen des ääh, nun, ich sag mal strengen Regimentes. Ich kenn welche die die Wirtsleute schon mit ganz anderen Ausdrücken beschrieben haben.
Ausdrücke hin oder her, da hinten isser ja endlich, der berühmte, der tollste der Tollen, das absolute Non plus Ultra für den Normalen, die Krönung, der Biancograt (tiefste Verbeugung, dahinkriechende Fortbewegung)
Anderntags tappen wir dann mit all den anderen Glücksuchenden zwei Stunden durch die dunkle Nacht hinauf zur Furcla Priesluva, wo uns die Sonne endlich ins Gesicht scheint und den Schatten des Piz Morteratsch ins Tal wirft.
Aus der Scharte gehts hinauf auf einen ersten Turm, klasse Kletterei in der Sonne.
Beim Blick zurück lugt der Piz Morteratsch keck hinter dem Gratzacken hervor.
Nach dem ersten felsigen Aufbau der Firngrat. Schon schön, oder?
Nebenan bekomm auch die Roseg-Nordwand etwas Morgensonne ab, nicht ohne Folgen (Grumml, rumpel...)
Der Firngrat ist manchmal steiler als es den Anschein machte, was Konditionsdefizite dann schnell mal zu "...schau mal is des nicht toll"-Pausen ausufern lässt
Berühmter Nachbar: Piz Palü, davor die Bellavista Terasse
Scho geil!
Nachfolgende Partie: "..schau mal, is des nicht toll!"-Pause
Am Ende des Firngrates ist der Piz Bianco erreicht. Dann gehts felsig weiter auf einen größeren Turm....
....von dem üblicherweise abgeseilt wird. Der Schnelligkeit halber lässt sich Conny ab.
Aus der Scharte führt eine schöne Seillänge auf den nächsten Turm.
Tiefblick auf den Morteratschgletscher und zur Diavolezza hinüber.
Es gibt sogar bissal Eis zu klettern :-)
Weiter geht's vom Türmchen runter, auf's nächste Türmchen rauf (da steht Conny jetzt), wieder runter in die Scharte und in einer letzten Länge hinauf auf den Piz Bernina.
Aber denkste, alles kommt anders: Conny vom Türmchen runter, rutsch ab, Steigeisen verhakt sich in Riß, Fuß bleibt oben, Conny fliegt dran vorbei nach unten und einer muß nachgeben: Fels, Eisen oder Bein. Es kracht zwei mal laut, Bein is durchgebrochen, Conny baumelt im Seil.
Der Rest geht schnell: Fixieren, rüber, Bergen, Rega anrufen.
Nach einer halben Stunde ist die Rega da und setzt den Flugreter per Winde ab.
Conny, Flugretter
Und bald darauf baumeln wir beide am Stahlseil unterm Heli.
So sieht's aus wenn man drunterhängt...
...und eröffnet einem ganz neue Blickwinkel von oben:
Auch nicht schlecht, diese Perspektive.
Wir fliegen die Tschierva an, wo der Notartzt auf uns wartet.
Während Conny versorgt wird holt der Heli noch den Flugretter vom Grat.
Heli, Piz Roseg. Conny wird ins Spital nach Samedan geflogen.
Mir bleibt der Abstieg und die sechs Kilometer hinaus nach Pontressina.
Mit Blick auf den Palü wartet Conny von Samstag bis Mittwoch auf Ihre OP weil das Bein stark angeschwollen ist und nicht sofort operiert werden kann. Diagnose: Wadenbeinbruch über dem Sprunggelenk, Bänderverletzungen. Eine Platte, acht Schrauben, die nächsten sechs Wochen Krücken.
Am Freitag konnte Conny mit dem Sanka heimgefahren werden. Jetzt humpelt sie so durch die Gegend.

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