Blog von Walter Lackermayr & dem Forum der WuidnBuam (und Madln natürlich auch)




Samstag, 30. August 2008

Tofana di Rozes, Lastoi di Formin, Kleine Zinne

Tofana di Rozes:
„Aspenando la Vetta“: 300m; 8-(7obl.); M. da Pozza; 2004
„Veccio Leon“: 300m; 8-(7obl.); M.da Pozza; 2006
„Il danca del tapiro“: 250m; 8+(8-obl.); M. da Pozza; 2001
„Il danca del tapiro“: 250m; 8+(8-obl.); M. da Pozza; 2001
„Sognando Aurora“: 600m; 9-(8obl.); M. da Pozza; 2005
Lastio di Formin:
„Malcolm X“(?): 300m; 8+(8+obl.) (?)
Kleine Zinne:
„Ötzi trifft Yeti“ 300m; 8+(8-obl.); C. Heinz
„Perlen vor die Säue“ 300m; 9-(8obl.); S. Glowacz, K. Albert; 1996

Tom und Dirk waren Ende August in den Dolos unterwegs und haben wahrlich fette Beute gemacht. Hier Tom's bericht:

Tofana di Rozes

Unser Plan für den Urlaub waren alpine Klettereien mit maximaler Qualität bei minimaler Zustiegszeit . Wo ist man da besser aufgehoben als in den Dolos und da speziell an der Tofana.

Ohne Kaffe Geht gar nix

Unser Ziel war die Route „Sognando Aurora“ die am Pilastro rechts der Costantini direkt durch den Pfeiler verläuft .

Unser Ziel „Sognando Aurora“

Der Wettergott wollte aber erst mal ein paar kürzere Eingehrouten von uns. Dank der Erschliesserarbeit von Massimo da Pozza an den Pfeilern der Tofana kein Problem. Erster Pfeiler:

„Aspenando la Vetta“: 300m; 8-(7obl.); M. da Pozza; 2004

Schöne homogene Route in bestem Gestein. Bewegt sich meist im 7 ten Grad und mit den üblichen Keilen und Friends recht nervenschonend machbar. Abseilen über die Route ging problemlos. Die leichteste der da Pozza Routen. Nicht nur bei unsicherem Wetter empfehlenswert. Drei von fünf Sterne.

Erst einmal Material deponieren

„Aspeando la vetta“ zum Eingehen

„Veccio Leon“: 300m; 8-(7obl.); M.da Pozza; 2006
Links der Aspenando ist diese Route eine echte Perle. Einen Tick anspruchsvoller aber dadurch auch ausgesetzter und grosszügiger. Absolut empfehlenswert. Vier von fünf Sterne.
„Veccio Leon“ zum verschärften Eingehen...

Vierter Pfeiler:

„Il danca del tapiro“: 250m; 8+(8-obl.); M. da Pozza; 2001

und für die alpine Härte...

Hier geht es schon deutlich ernster zu. Die Schwierigkeit ist konstant im unteren achten Grad der auch mal zwei Meter über dem Bolt zwingend zu klettern ist. Schöne athletische Schlüssellänge als i Tüpfelchen und große Ruhe am vierten Pfeiler zwingen mich zu fünf Sterne von fünf.

„La danca del tapiro“ als Generalprobe

Gut eingeklettert auf dem Gestein gab dann der Wettergott grünes Licht: „Sognando Aurora“: 600m; 9-(8obl.); M. da Pozza; 2005

Endlich der Wettergott ist mit uns

Diese Route entsprach meinen hoch angesetzten Erwartungen. Vier schöne flachere Längen führen zu dem imposanten permanent überhängenden Filetstück der Wand. Gutgriffige Dolomitenkletterei homogen im achten Schwierigkeitsgrad über sechs Längen in solidem Gestein. Dann zwei leichtere Längen zur Abschlusswand wo wieder athletische Längen im achten Grad warten. Die Absicherung ist im typischen da Pozza Style also gut aber man muss schon wegsteigen. Mit der Bewertung waren wir nicht ganz einverstanden. Die zwei 7b+ Längen und die 7bLänge hätten wir alle mit 7a+ bewertet. Wir sind in 1,5 Std.über die Route wieder abgeseilt da wir ja Kniegeschädigt sind braucht aber einiges an Erfahrung im Abseilen über große Wände. Sechs von fünf Sterne.

Wie erwartet eine absolute Top Tour

Und irgendwie leichter als im Topo steht

Gschafft und so schlimm war es gar nicht

Lastoni di Formin Hierbei handelt es sich um die auffallende Wand wenn man von den Cinque Torre in Richtung Passo Giau schaut. Nach der „Super Tegolina“ mit Franz vor ein paar Jahren war mir klar da kommst du noch mal her denn der Fels hier ist abartig. Es ist kein Dolomitgestein sondern Kalksandstein a la Ceüse. Ausserdem ist Ausschlafen angesagt da man durch die westseitige Ausrichtung nicht zu früh einsteigen sollte (gell Franz) . Dies hat sich Massimo nicht entgehen lassen und zwei schwere Routen hinterlassen.

Am Lastoni di Formin ist es verdammt steil

Wir hatten es auf die „Spiderman“ abgesehen die aber oben von einer Quelle berührt wird und sehr nass war. Da ist uns direkt rechts eine Route aufgefallen von der es noch kein Topo gibt aber optisch geniale Kletterei verspricht. Der Name ist von uns ausgesucht und der Bewertungsvorschlag ebenfalls:

„Malcolm X“: 300m; 8+(8+obl.)

Wahnsinnskletterei auf perfektem Fels. Sehr anspruchsvoll da in den schwierigen Passagen durch die geschlossene Gesteinsstruktur nichts gelegt werden kann. Jede Länge verspricht Kletterei vom Feinsten. Unser Bewertungsvorschlag für Wiederholer: 7+/8+/7/8+/8-/7+/8- Bei längerer Trockenperiode verspricht die Spiderman optisch ebenfalls höchste Klettergenüsse.

sehr technisch ...

...bei nicht zu überbietender Felsqualität!

Kleine Zinne Bei einem Kletterurlaub in den Dolomiten kommt man um die Zinnen einfach nicht vorbei. Uns war irgendwie nach Sonne und so beschlossen wir den Besuch beim „Phantom“ an der großen Zinne auf nächstes Jahr zu verschieben und zwei Leckerbissen an der Südwand der kleinen Zinne links der „gelben Kante“zu klettern: „Ötzi trifft Yeti“ 300m; 8+(8-obl.); C. Heinz Klassische Zinnenkletterei mit imposanter Linienführung. Die Absicherung ist gut und kann auch noch nach eigenem Wunsch mobil verbessert werden. Die Schwierigkeit bewegt sich im oberen siebten bis unteren achten Grad. Die mit 8+ bewerteten Schlüssellängen fand ich sehr human bewertet. Wer Nordwandkletterei ohne kalte Finger und Zehen sucht kommt hier voll auf seine Kosten. Über die Route kann abgeseilt werden aber absolute Schwindelfreiheit vorausgesetzt.

Zum Abschluss zur kleinen Zinne, Ötzi oder Yeti ?

Für Alpinkletterer dies oben ohne mögen ein Muss

Ötzi eindeutig

Fuer unsere weiblichen Fans: Ötzi und Yeti

„Perlen vor die Säue“ 300m; 9-(8obl.); S. Glowacz, K. Albert; 1996

Den Spruch „Klettern ist besser als Sex“ fand ich bis jetzt immer dumm . Die fünf Stunden Kletterei in den „Perlen“ ist nicht besser als sehr guter Sex kommt aber verdammt nahe ran. Jede Länge ist sehr gut, mit Bohrhaken perfekt abgesichert, der Schwierigkeitsgrad immer im pumpigen achten Grad und das Klettern im Überschlag erzwingt permanent 80m in genialem Gestein am Stück zu klettern. Der sich bei diesen Reizen aufbauende Testosteronspiegel hat sich wohl positiv auf meinen Lactatspiegel ausgewirkt und ich war deutlich weniger gepumpt als mir von anderen Kletterern vorhergesagt wurde. Vielleicht hab ich es auch im Kletterausch einfach nicht bemerkt. Gegner von Bohrhaken in alpinen Wände mögen die Hände über den Köpfen zusammenschlagen egal sechs von fünf Sterne und absolut empfehlenswert.

Letzter Tag „Perlen vor die Säue“

Besser als Sex? Nein, ...
...aber verdammt gut!
Langt's jetzt? Ja, jetzt langt's

Biancograt

Berühmte Himmelsleiter mit abruptem Ende

Wohl der berühmteste Gratanstieg der Alpen: Der Biacograt auf den Piz Bianco und weiter auf den Piz Bernina.
Alle Kochen mit Wasser, oder in diesem Fall: Auch die berühmteste Tour unserer Alpen beginnt wie jede unbekannte und unbedeutenmde Hinterhoftour auf irgendeinen Wald- und Wiesenhügel auf einem Parkplatz.
Allerdings liegt dieser Parkplatz in der schönen Schweiz, und weil in der Schweiz noch nie irgendetwas billig war kostet's parken für die zwei Tage auch richtig Kohle:
Dafür gibt's auch gleich vom Parkplatz weg ein echt kitschiges Aufstiegspanorama während wir recht flach das schöne Tal zum Hotel Rosegg hineinwandern, und zwar ganze sechs Kilometer lang
Das Hotel Rosegg, bis hierher hätte man auch den öffentlichen Bus (Pferdekutsche) nehmen können. Ist gleich schnell, kostet 16 Franken plus nochmal 4 Franken pro Rucksack. Da lauf ich billiger. Spätestens ab hier müssen auch die Reichen uns Schönen auf ihren eigenen Hufen weiter...
...bald taucht der Piz Rosegg auf, über dessen Nordwand Heini Holzer beim Versuch einer Schibefahrung abstürtzte, beobachtet vom Wirt der Tschiervahütte, die gegenüber liegt.
Früher war die Tschierva Hütte gefürchtet wegen des ääh, nun, ich sag mal strengen Regimentes. Ich kenn welche die die Wirtsleute schon mit ganz anderen Ausdrücken beschrieben haben.
Ausdrücke hin oder her, da hinten isser ja endlich, der berühmte, der tollste der Tollen, das absolute Non plus Ultra für den Normalen, die Krönung, der Biancograt (tiefste Verbeugung, dahinkriechende Fortbewegung)
Anderntags tappen wir dann mit all den anderen Glücksuchenden zwei Stunden durch die dunkle Nacht hinauf zur Furcla Priesluva, wo uns die Sonne endlich ins Gesicht scheint und den Schatten des Piz Morteratsch ins Tal wirft.
Aus der Scharte gehts hinauf auf einen ersten Turm, klasse Kletterei in der Sonne.
Beim Blick zurück lugt der Piz Morteratsch keck hinter dem Gratzacken hervor.
Nach dem ersten felsigen Aufbau der Firngrat. Schon schön, oder?
Nebenan bekomm auch die Roseg-Nordwand etwas Morgensonne ab, nicht ohne Folgen (Grumml, rumpel...)
Der Firngrat ist manchmal steiler als es den Anschein machte, was Konditionsdefizite dann schnell mal zu "...schau mal is des nicht toll"-Pausen ausufern lässt
Berühmter Nachbar: Piz Palü, davor die Bellavista Terasse
Scho geil!
Nachfolgende Partie: "..schau mal, is des nicht toll!"-Pause
Am Ende des Firngrates ist der Piz Bianco erreicht. Dann gehts felsig weiter auf einen größeren Turm....
....von dem üblicherweise abgeseilt wird. Der Schnelligkeit halber lässt sich Conny ab.
Aus der Scharte führt eine schöne Seillänge auf den nächsten Turm.
Tiefblick auf den Morteratschgletscher und zur Diavolezza hinüber.
Es gibt sogar bissal Eis zu klettern :-)
Weiter geht's vom Türmchen runter, auf's nächste Türmchen rauf (da steht Conny jetzt), wieder runter in die Scharte und in einer letzten Länge hinauf auf den Piz Bernina.
Aber denkste, alles kommt anders: Conny vom Türmchen runter, rutsch ab, Steigeisen verhakt sich in Riß, Fuß bleibt oben, Conny fliegt dran vorbei nach unten und einer muß nachgeben: Fels, Eisen oder Bein. Es kracht zwei mal laut, Bein is durchgebrochen, Conny baumelt im Seil.
Der Rest geht schnell: Fixieren, rüber, Bergen, Rega anrufen.
Nach einer halben Stunde ist die Rega da und setzt den Flugreter per Winde ab.
Conny, Flugretter
Und bald darauf baumeln wir beide am Stahlseil unterm Heli.
So sieht's aus wenn man drunterhängt...
...und eröffnet einem ganz neue Blickwinkel von oben:
Auch nicht schlecht, diese Perspektive.
Wir fliegen die Tschierva an, wo der Notartzt auf uns wartet.
Während Conny versorgt wird holt der Heli noch den Flugretter vom Grat.
Heli, Piz Roseg. Conny wird ins Spital nach Samedan geflogen.
Mir bleibt der Abstieg und die sechs Kilometer hinaus nach Pontressina.
Mit Blick auf den Palü wartet Conny von Samstag bis Mittwoch auf Ihre OP weil das Bein stark angeschwollen ist und nicht sofort operiert werden kann. Diagnose: Wadenbeinbruch über dem Sprunggelenk, Bänderverletzungen. Eine Platte, acht Schrauben, die nächsten sechs Wochen Krücken.
Am Freitag konnte Conny mit dem Sanka heimgefahren werden. Jetzt humpelt sie so durch die Gegend.