Blog von Walter Lackermayr & dem Forum der WuidnBuam (und Madln natürlich auch)




Freitag, 13. Juli 2001

Topo Via degli Amici (Monte Brento)


Monte Brento Ostwand „Via degli Amici“


Schwierigkleit: VI+/A1 oder VIII-, R3-4 bzw E4

Zeit: 9-12h

Gebiet : Sarcetal, Arco, Italien

Zufahrt: Wie Gardasee, Sonnenplatten

Zustieg: Wie zu den Ausstiegen der Sonnenplatten, am Wassertrog links die Forststr. wenige Meter hinunter und dann rechts die Schuttreiße den Steinmännern folgend zum höchsten Punkt des Schuttkegels, 1-1,5 h vom P

Route: Die Route kann in drei Abschnitte gegliedert werden: unten die sehr sandige und steinschlaggefährdete Zustiegsverschneidung, dann ein mehrere 100 Meter langer Gruft-Kamin, hier ist eher alles sehr lose, dafür aber steil und brüchig, und zuletzt steile Platten mit Piazschuppen und Rissen, meist völlig ohne Material versehen, dafür schön hohl, unzuverlässig, zwischendurch gepeppt mit grasbüscheligen Quergängen die zum Glück garnicht sicherbar sind, also kommt auch keine Panik wegen schlechter Haken auf. Richtig viel Material steckt in der A1 Abschlußverschneidung, die Siftborhaken von 1974 leißen sich mit der Hand noch nicht entfernen, dürften einen Sturz aber kaum halten können.

Material: 1 Stopperset, 1 Satz Friends (klein, mittel, drei große), Haken und Hammer, 16 Expressen, Halbseil, Helm (!!), Getränke, Stirnlampe, evtl. Biwakzeugs

Abstieg: Rechtshaltend steil durch den Wald bis unter einem großen Felsriegel ein Weg kreuzt, diesen nach links. Nach einem Sattel nicht links dem Kammverlauf folgen sonder auf Wiese hinunter und linkshaltend auf weg weiter, wo dieser auf einen weiteren weg trifft rechts steil hinunter, bei nächster weggabelung links richtung st giovanni (angeschrieben). In s giovanni sollte am vortag auto oder mtb deponiert worden sein.. ca. 1,5-2 h vom ausstieg nach st giovanni.

Erstbegeher: Heinz Steinkötter und Gef. 1974

Bemerkung: Ernstes Unternehmen, nicht mir dem Boomerang vergleichbar. Obwohl im unteren Teil eine BH zu finden sind ist die Tour oben sher clean, das vorgefundene Material vorwiegen von den Erstbegehern. Mit ausbrechenden Haken ist zu rechnen. Die Ausstiegsverschneidung ist mit alten Stiftbohrhaken ausgerüstet die einen Sturz kaum halten würden. Ist ist nicht ratsam einzusteigen wenn sich bereits Kletterer in der Wand befinden. Die Einstiegsverschneidung ist unangenehm, sehr steinschlaggefährdet und sollte schnell hinter sich gebracht werden.
Kaum ein Kletterer kennt die Sonnenplatten zwischen Dro und Pietramurata nicht, und wer die Bar Zebrate noch nicht besucht hat um die dortige Choccolata Calda zu genießen hat im Leben was verpasst. Da sitzt der Kletterer also vor der Bar in der Sonne, und wenn er (oder sie) so hinaufschaut, die Platten mit Augen absuchend, vielleicht um Kletterer in der eben gekletterten Tour zu beobachten („boah, is des da vielleicht steil,…naja, an der Stelle haben wir aber nicht so lang rumgemacht…“) oder sich darüber aufzuregen wie man da überhaupt noch klettern kann („wie kann man den flachen scheiß da bloß klettern…), unweigerlich wird der Blick dann höher schweifen, zu den riesigen Dächern der gelben Wand links oberhalb der plötzlich winzig anmutenden Sonnenplatten. In der Tat, die sind gerade mal 400 Meter hoch und der Einstig in die eigentliche Ostwand des Monte Brento liegt noch über den Ausstiegen der Sonnenplatten, um dann nochmals 1000 Meter höher mit einem kessen Hörnchen zu enden, von dem sich die Basejumper ins Leere stürzen. Es soll einer der besten Sprünge Europas sein, und relativ sicher obendrein, immerhin hängt die Wand auf den letzten 600 Metern konsequent über, und zwar 120 Meter weit. Der Springer hat also 1000 Meter Flug Zeit den Schirm aufzubekommen bevor der erste Bodenkontakt droht. Der wegen seiner Liebe zu den Bergen und zu einer Trientinerin aus Frankfurt nach Italen gezogene Heinz Steinkötter war einer der ersten Kletterer an dieser gewaltigen Wand. Nachdem er bereits 1969 an den Sonnenplatten den Weg des 46ten Breitengrades (Via Parallelo 46°) eröffnet hatte befasste er sich mit dem gewaltigen zentralen Wandteil. Er versuchte mit drei Freunden den ganzen Sommer 1973 einen Weg zu finden, sie verfolgten dabei einen stark überhängenden Riß am Ende der langen Zustiegsverschneidung. Der Fels ist brüchig, das technische Klettern mühsam und langwierig, jedes Mal musste abgeseilt und andern Tags über den steinschlaggefährdeten unteren Wandteil wieder aufgestiegen werden. So zog sich die „Arbeit“ im gelben Universum wie sie es nannten bis 1974 hin, schließlich gaben sie das Unternehmen auf. Allerdings fiel ihre Aufmerksamkeit während der Kletterei im gelben Universum auf eine lange Kaminreihe weiter links, diese könnte eine Durchstiegsmöglichkeit, wenn auch nicht durch den steilsten zentralen Wandteil, bieten. Diesen Weg verwirklichten sie in größtenteils freier, nach oben hin zunehmend technischer Kletterei. Weil sie nach einem Jahr harter Kletterei ohne Aussicht auf Erfolg noch immer gemeinsam unterwegs waren entstand ein „Weg der Freunde – Via degli Amici“.


Die Route besticht nicht gerade durch festen Fels oder besonders schöne Kletterstellen wie wir sie heute gewohnt sind, der optimale Fels ist hier schon da wenn er nur fest ist. Kamine zählen ja auch nicht mehr gerade zu den begehrten Hotspots der Plaisirklettergilde. Wer hier seinen Spaß haben will sollte eine ordentliche Portion schwarzen Humors mitbringen, wird aber mit unvergesslichen Eindrücken belohnt. Der Weg der Freunde erweist sich als ein Weg der Freude für diejenigen die alle Spielarten des Alpinkletterns noch nicht vergessen haben, die Spaß an unkonventioneller Sicherungsmethodik haben, den richtigen Weg finden und nicht nur suchen, und die Freunde haben die sowas mitmachen.


Zu Bildern Story

Topo Zum Vergrößern un Ausdrucken anklicken und Lupenfunktion benutzen






Übersichtsbild zum Vergrößern und Ausdrucken anklicken und Lupenfunktion benutzen




Keine Kommentare: