Im Zuge der Alpinistenclub Sommerfahrt konnten wir zu dritt eine Begehung des Ostgrates auf diesen selten besuchten Gipfel im Herzen des wildesten Teils der Dauphine unternehmen.
Route
Vom Parkplatz Pre de Madame Carle 1.875 den Weg Richtung Glacier Blanc Hütte. Nach den ersten Kehren zweigt links der deutliche Weg auf die Gletschermoräne des Glacier Noire ab (Schild Balmes de Francois Blanc). Dem gut ausgetreten Weg auf dem Moränenrücken folgen, bis bei 2.485 m ein Steinmann die (einzige) Abstiegsmöglichkeit hinunter auf den Glacier Noire markiert. (2 h vom Auto)
Gegenüber sieht man bereits die Zustiegsrinne.
Hinunter auf den Glacier Noire und über diesen hinüber zum Schneekegel der gut sichtbaren Einstiegsrinne.
Diese sollte mindest bis zur halben Höhe noch verfirnt sein.
Die Rinne hinauf (35°-38°) hinauf, bis man diese auf etwa halber Höhe an geeigneter Stelle - wo auch immer man es für "geeignet" hält- nach rechts verlässt, um den Grat rechts (im Aufstiegssinn) zu erreichen.
Über schutt- und sandbedeckte Felsen die Rinne queren - das Kann später im Jahr auch kurz mal nervig sein- und schließlich brüchige Felsen (Stelle III) hinauf auf den Grat-Rücken.
Nun in schönem und festem Granit den Rücken hinauf, eine senkrechte Felsbastion bleibt immer rechts.
Je nach Wegfindung II und III, Stellen IV.
Die Kletterei ist nie schwer aber auch nie langweilig.
Den Rücken hinauf, zum Schluss rechts davon unangenehm über steilen Schutt zu den Firn- und Eisresten unter P. 3.343
Unter P. 3.343 nach rechts Richtung der Scharte P. 3301 auf der IGN Karte queren. Später im Jahr -so wie bei uns- kann das durchaus für etwas Spannung sorgen. Das Blankeis ist nicht von bester Qualität und hat "betonte" 35°.
Zuletzt unschwierig auf den Firngrat der von P. 3343 in die Scharte P. 3301 hinab führt.
Damit ist der "Zustieg" zu eigentlichen Ostgrat bewältigt.
Der weitere Verlauf lässt sich von hier gut überblicken: Den Grat immer auf seiner Schneide oder knapp rechts davon hinauf auf den ersten großen Turm 3.506 (Höhe nicht auf der IGN Karte vermerkt).
Ein kleines sperrendes Türmchen kann links durch einen engen Schlupf und eine schmale Leiste, die zurück in die Scharte nach dem Türmchen leitet, umgangen werden. Oder man umgeht das Türmchen rechts herum, dann ca IV. Sonst bewegt sich die Kletterei konstant im III UIA Grad.
So erreichen wir den langgezogenen Gipfel des Turmes 3.506. Nach Norden (rechts) ca. 15 Meter abseilen und auf einem Band unschwierig in die Scharte hinter dem Turm vor dem nächsten Aufschwung.
Der Weiterweg ist gut erkennbar: Den Grat hinauf bis unter einen schon von Weitem sichtbaren, glatten Plattenpanzer. Nicht(!) den Plattenpanzer gerade hinauf, sonder zu Beginn der Platten auf einem bequemen Band links Richtung eines die Platten links (Süden) begrenzenden Seitengrates.
Hier zwei Möglichkeiten:
A) Das Band bis zum Ende (I-II) und den Seitengrat hinauf (Stellen IV +)
B) Das Band nur wenige Meter verfolgen und einen schönen Riss (Piaz) im Bogen hinauf. Dieser Riss leitet dann ebenfalls auf den Grat links.
Weiter gemeinsam: Den Grat weiter (III) bis an den Fuß des nächsten großen Turmes. Nun nicht gerade die gut sichtbare Verschneidung hinauf, sonder wenige Meter nach rechts ums Eck an den Fuß eines weißen Kamines. Drei Haken: Der erste, letzte und einzige Haken den wir vorfanden!
Den Kamin hinauf (IV+) auf den Gipfel des Turmes. Es folgen drei kleine Türmchen: Dem Grat nach links folgen in die Scharte vor dem ersten Türmchen und dieses links (Südseite) unangenehm brüchig umgehen in die Scharte vor dem zweiten Türmchen. Entweder nun links (Süden) eine Rinne hinab und dann wieder durch einen glatten Spalt hinauf, dann an glatten Flakes in die nächste Scharte queren (sehr unangenehm brüchig). Besser dürfte es sein, das Türmchen Nr. 2 direkt zu erklettern und jenseitig in festem (!) Fels in die Scharte abklettern, sollte nicht schwieriger als III werden.
Das dritte Türmchen besteht aus zwei überhängenden Felszacken. Vor dem dritten Türmchen 6 Meter nach rechts (Norden) abseilen auf ein Band. Das Band wenige Meter zu einer brüchigen Rinne zwischen dem ersten und dem zweiten Felszacken des Türmchens. Die Rinne (brüchig) hinauf in die Scharte und weiter einen Riss (jetzt wieder fester Fels) hinauf auf den zweiten Zacken, den Gipfel des Turmes. Ende der Schwierigkeiten des Ostgrates.
Nun den Grat nach links (Süden) in die Flanke verlassen und über stressiges Gelände hinüber zu den Firnresten unterhalb des Vorgipfels zwischen dem Ostgrat und dem Südgrat (Normalweg). Die Firnreste queren.
Normalweg auf den Gipfel:
Eine schuttige steile Rinne hinauf, zuletzt über einige Felsen, auf den Vorgipfel. Über den Grat kurz hinunter in eine Scharte und drüben auf den Hauptgipfel 3.775.
Abstieg:
Bereits vom Gipfel kann man unter der L Ailefroide den Abstiegsweg bis Col de la Temple sehen. Dieser ist mit Steinmännern markiert und gut erkennbar, dennoch ist Aufmerksamkeit geboten. In den nordseitigen Querungen des Südgrates gibt's mindest eine prima Verhauer-Möglichkeit in die schaurig-brüchigen Nordabstürze. Das gibt bestenfalls Meter auf's Haben-Konto des Tages, schlechtestenfalls ein Ticket ins Nirwana. Immer auf die deutlichen Steigeisenkratzer des Weges achten.
Im Col de la Temple 3.301 nach links (Norden) Richtung eines deutlichen Schutt- und Felsrückens hinab (Steinmänner, deutliche Wegspuren). Bei Biwakplätzen auf 3.200 m leiten Steinmänner und deutliche Wegspuren eine breite Rinne hinunter zum obersten Teil des Glacier Noire. Zum Schluss nicht den steilen Schutt ganz hinunter zum Gletscher, sondern bei einem Steinmann nach links aus der Schlucht hinaus auf Gletscherschliffplatten (Dieser Ausstieg aus der Rinne muss gefunden werden!).
Nun immer den Steinmännern über die Gletscherschliffplatten folgen. Man bleibt immer deutlich über dem zerissenen obersten Teil des Glacier Noire. Erst unter 2.900 leiten die Steinmänner auf deutlich sichtbare Pfadspuren auf der linken Seitenmoräne des nunmehr flachen Glacier Noire. Den Gletscher auf seiner linken Seite hinab, eine steilere Stufe kann etwas Richtung Gletschermitte bewältigt werden. Dann wieder am linken Rand hinunter. Bei ca. 2.540 m sperrt eine Felsinsel den Abstieg auf den von Westen kommenden Arm des Glacier Noire. Auf der orogr. linken Seite (Abstiegssinn) die Felsinsel über Felsen und Firn hinab auf den westlichen Arm des Glacier Noire wenig unterhalb der am Morgen begangenen Aufstiegsrinne. Über den Gletscher und jenseitig die Seitenmoräne hinauf auf dem selben Weg wie schon beim Zustieg. Auf der Seitenmoräne hinab zum Weg von der Glacier Blanc Hütte und auf diesem hinunter zum Parkplatz.
Nützliche Tips:
- Wir sind tags zuvor aufgestiegen um uns den Zustand der Rinne anzusehen. Hat diese keinen Firn mehr dürfte es nervig werden
- Bei dieser Gelegenheit sollte man sich gleich den besten Weg von der Felsinsel hinunter einprägen. Höchstwahrscheinlich wird man diese Stelle nämlich im Dunkel hinunter müssen.
- Die Höhe auf der man den Glacier Noire betritt merken und ggf markieren. Im Dunkeln ist der Aufstieg der Seitenmoräne sonst im besten Fall höchst spannend + schweißtreibend, im Normalfall in der Dunkelheit eher unmöglich.
Ausrüstung:
- Steigeisen, Pickel, einige Schlingen für die beiden Abseilstellen (jetzt im Moment -Stand Aug. 2019- haben wir alles ausgerüstet) und evtl. Stände, 40 mtr Seil, ggf. Notfallset Friends/Keile
- Lange und einsame Tour die nur sehr wenige Begehung hat. Wegspuren o. Ä. wird man nicht finden. Den IV UIA Grad sollte man auch in Bergschuhen ohne Seil noch sicher klettern können. Die Kletterei ist nie wirklich schwer (meist III, auch längere leichter Stellen, einige längere Stellen IV), aber durchwegs ausgesetzt. Die Eisfelder können heikel sein. Der Fels ist weitgehend fest, in den Querungen aber auch mal herzhaft veränderungsfähig-stressig.
- Die Länge der Tour ist nicht zu unterschätzen: Ca. 2.200 hm brutto im Auf- und Abstieg, Zeitbedarf Aufstieg min. 7 h. Der anderweitig angegebene Abstieg von 2,5 bis zum Biwakplatz ist nicht nachvollziehbar, aber da stimmte ja schon mehr nicht in der Beschreibung....
..und zum Schluss
noch etwas über W. A. B. Coolidge: Dieser bekam nach einem Misserfolg am Eiger von seinem Bergführer Christian Almer einen Hündin geschenkt, als Trost quasi. Dies Hündin bekam den Namen "Tschingel" und war fortan treue Begleiterin von Coolidge, so auch z. B. bei der ersten Winterbesteigung der Jungfau! Der Hund wurde darauf hin sogar vom hoch renomierten englischen Alpineclub als "Sondermitglied" aufgenommen, obwohl der Hund weiblich war. Coolidgs Tante Margaret, die ihn mindestens ebenso oft begleitete, wurde die Aufnahme aus diesem Grund verweigert...
noch etwas über W. A. B. Coolidge: Dieser bekam nach einem Misserfolg am Eiger von seinem Bergführer Christian Almer einen Hündin geschenkt, als Trost quasi. Dies Hündin bekam den Namen "Tschingel" und war fortan treue Begleiterin von Coolidge, so auch z. B. bei der ersten Winterbesteigung der Jungfau! Der Hund wurde darauf hin sogar vom hoch renomierten englischen Alpineclub als "Sondermitglied" aufgenommen, obwohl der Hund weiblich war. Coolidgs Tante Margaret, die ihn mindestens ebenso oft begleitete, wurde die Aufnahme aus diesem Grund verweigert...